22.04.2012 - Cento hat die IPO 3

So, Leute, es ist geschafft! Von der BH-Prüfung am 12.November 2010 bis in den IPO 3-Himmel braucht ein Cento gerade mal eineinhalb Jahre. Jetzt ist es soweit: ich bin geprüfter und zertifizierter und allseits, vor allem von mir selbst, bewunderter IPO 3-Ordensträger. Die Entscheidung meiner Personalabteilung, mir in Völkersleier ein Trainingscenter einzurichten, ist also ein Volltreffer; das richtige Trainingslager, verbunden mit dem passenden Timing, ist das Geheimnis jeden Erfolges. So wandele ich jetzt im Glanze meines Glücks und mein Trainerteam plus Chauffeur geht am Stock.

Dabei ging es am Samstag für mich gar nicht so ideal los, weil meine Paradedisziplin, die Fährte, ans Ende der Agenda geschoben wurde und ich deshalb ohne das einkalkulierte dicke Punktepolster aus der Fährte den Kampf aufnehmen musste. In der Unterordnung, so sagt man mir nach, stehe ich mir nämlich wegen meiner Hummeln im Hintern selber im Weg. Das mag stimmen. Aber man macht es mir auch nicht immer leicht: wahrscheinlich bin ich nämlich der einzige Hund, der von einem neben sich schwebenden und blutentleerten Gespenst über den Platz geführt wird. Das wäre noch nicht einmal das Schlimmste, daran gewöhnt man sich, aber wenn das Gespenst ausgerechnet bei einem solchen Ereignis die Spielregeln ändert, will ich am Ergebnis nicht schuld sein. Mein weibliches Führungsgespenst schob sich nämlich die Leine in die Rückentasche ihrer Sportjacke – und das hat sie noch nie gemacht! Ich denk mir: die will vermutlich nur spielen und entschließe mich, das Spiel mitzuspielen. Sonst hängt sie sich nämlich die Leine über die Schulter, wie man das eben so lernt. Da muss sie sich nicht wundern, wenn es mir keine Ruhe lässt, herauszukriegen, warum sie den Strick da hinten reingesteckt hat. Da muss man doch nachsehen, was es damit auf sich hat. Unaufmerksam sei ich gewesen und nachgehängt sei ich, hat man mir deswegen attestiert. Ich bin nicht nachgehängt und war höchst konzentriert: ich habe versucht, einem Prüfungsbluff auf die Schliche zu kommen. Das Hohe Gericht in Person des Leistungsrichters Michael Vorsatz wollte sich meiner Argumentation nicht anschließen und stattete mich mit wenig stattlichen 76 Punkten aus. Dabei habe ich doch sonst alles ordentlich vorgetragen; irgendwie hängt mir diese Unterordnung wie eine Leine in der falschen Tasche nach.

Im Schutzdienst habe ich dann 80 Punkte mit vorhandenem Beutetrieb abgeliefert. Da steht mir dann auch wieder mein Eifer und meine Hippeligkeit im Weg; ich will’s ja richtig machen, aber dann überholt mich wieder mein Hinterteil und ich weiß gar nicht, was es da vor mir eigentlich will. Aber so schlecht ist das Ergebnis auch wieder nicht, immerhin hab ich mir nichts zuschulden kommen lassen.

Am Sonntag stand dann meine heißgeliebte Fährte auf dem Programmzettel, und ich kann’s nicht bei mir behalten, es muss jetzt gleich raus: 93 Punkte. Nur der allerletzte Gegenstand war’s, den hab ich liegen gelassen – weil ich ihn nicht kannte. So einen hatte ich noch nie gesehen, also habe ich ihn ignoriert. Und das hat doch auch das Gespenst zu verantworten, oder? Aber was soll’s: ohne diesen vermaledeiten Gespenstergegenstand wären es pralle 100 Punkte geworden, so hat es mir der Richter bestätigt. Ich wundere mich auch über mich selber, warum mir ich auf der Fährte so ein Konzentrationswunder bin. Das Hohe Gericht hat mich ausdrücklich gelobt, meinte sogar, dass er selten eine so herausragende Suchleistung zu sehen bekäme. Ich gehöre zu den ganz wenigen, die nicht von ihrem Leinenadjutanten über die Fährte geschoben würden, sondern diesen mit erdigem Vortrieb hinter sich herzögen. Mir ist ganz warm ums Herz geworden und das Gespenst hat zusehends wieder Farbe ins Gesicht bekommen. Mir schien es wäre sogar so was wie eine schamhafte Stolzesröte gewesen. Beinahe hätt ich mitgeheult.

Das Gespenst ist wieder zum Leben erwacht...

249 Punkte sind doch gut, oder? Schließlich war das nicht irgendeine Einsteigerprüfung, sondern das Höchste, was im VPG-Sport zu vergeben ist. Und es war meine erste Dreier-Prüfung. Ich finde, ich muss mich vor niemandem verstecken und meine Trainerteam auch nicht; die haben das richtig gut hingekriegt. In diesem Zusammenhang fällt mir doch etwas ein, das mich unruhig macht: LR Vorsatz hat meinem langsam wieder auflebenden Gespenst nach meiner brillanten Fährte mitgegeben, er hoffe, dass wir uns in dieser Disziplin noch öfter sehen werden. Das kann er haben, wenn es ihm wichtig ist – aber soll das etwa heißen, dass ich in Zukunft nur noch mit der Nase durch die Grasnarbe pflügen soll und nie mehr an Paul Hecks Latzhose naschen darf? Lieblingsdisziplin hin oder her, da hätte ich mir ja mit diesen virtuellen 100 Punkten einen Bärendienst erwiesen. Doch so weit wird es nicht kommen. Das versprech ich mir.


So seh'n Sieger aus...


Centos IPO 3 in Bildern

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