04.09.2011 - Cento wird Landessieger Süd
Die Landessiegerzuchtschauen sind meist ein Anlass zur Freude, weil sie, anders als die CACIBs, im Freien ausgetragen werden. Schönes Wetter vorausgesetzt, entwickeln sie sich gerne zu entspannten und erinnerungswerten Familientreffen.
Für die CAC in Hohenpeißenberg war ich in dieser Hinsicht auch voller Hoffnung, obwohl die Wetterlage im Pfaffenwinkel eher Pfaffenpinkel erwarten ließ, denn morgens tröpfelte es immer noch von der Nacht nach, aber wer guter Dinge ist, glaubt nicht an die Bosheit der Himmlischen, schon gar nicht, wenn sich Cento und seine schönen Brüder und Schwestern ein Stelldichein geben. Das kann nicht sein! Und siehe da: es wuchs tatsächlich ein sonniger Tag aus dem tröpfelnden Morgen.
Und es wurde ein ganz besonders schöner Tag, vor allem natürlich für mich.
Meine Mama (Anuschka vom Haselrieder Wald) wurde gleich zu Beginn der Veranstaltung schönste Veteranin, was sie nach eigenem Bekunden nur der Abwesenheit jeglicher Konkurrenz zu verdanken hatte. Aber kann sie etwas dafür, dass es offenbar keine vorzeigbaren Damen reiferen Alters gibt? Das macht den schönen Sohn schon stolz, dass er sich seiner Mama nicht zu schämen braucht.
Ich selber hatte bei den Gebrauchshunden, was die Konkurrenz betrifft, weniger Glück: fünf Mitstreiter sind in dieser Klasse schon fast eine Bosheit, denn entweder finden uns die Leute nur schön, dann machen sie keinen Sport mit uns und treten massenhaft in der Offenen Klasse an oder sie treiben Sport mit uns und finden es doof, auf Ausstellungen zu gehen. So gesehen bin ich sowieso ein Hansdampf in allen Gassen und muss mich schon wundern, dass es heute noch fünf solcher Multitalente geben soll. Aber Konkurrenz kann ja zu Höchstleistungen anregen – wenn nicht meine Chefin besorgniserregend schwächeln würde. Eine Erkältung mit einer rasselnden Bronchitis hat sie beim Wickel und ich weiß nicht, ob ich sie beim Stechen mehr als zwei Runden auf den Beinen halten kann. Eine gute Ausgangslage sieht anders aus.
Am Ende war dann nicht nur die Ausgangslage gut, sondern auch das Ende: Schönster Gebrauchsrüde trotz heftig rasselnder Leinenhalterin. Ein bisschen blass sah sie schon aus, meine Chefin, vielleicht auch nur, weil sie wusste, dass sie noch nicht Feierabend haben würde, sondern nochmal antreten muss. Aber bevor es zum Showdown kommen konnte, freuten wir uns gewaltig über diesen Schönsten Rüden der Gebrauchshundklasse.
Dass in meiner Chefin doch noch mehr als ein schwacher Lebensfunken flackerte, spürte ich beim Stechen um den schönsten Rüden der Veranstaltung. Als ihr bei der gefühlt zwanzigsten Runde Richter Dr. Walter anbot, im Schritt zu gehen (vermutlich, weil er für den Notarzteinsatz nicht verantwortlich sein wollte), lehnte sie mit empörtem Kopfschütteln ab und gab Gas. Ja, wehleidig sind sie nicht, die Allgäuer Föhla.
Ob es nun an meiner unübertroffenen Schönheit lag oder an der Anerkennung ihrer aufopfernden Laufbereitschaft sei dahingestellt: ich wurde Schönster Rüde und damit Landessieger Süd. Jetzt hätte es sogar aus Eimern schütten können, der Himmel hätte doch voller Gelegen gehangen. Cento, der schönste Rüde vom Pfaffenwinkel und weit darüber hinaus.
Nun gut, so weit dann auch wieder nicht, denn im Rennen um den schönsten Hund der Ausstellung (BOB) zeigte mir wieder einmal mein Dauerkonkurrent Cliff vom Wildblumenland, wo der Hammer hängt und dass Schönheit die besten Jahre um Längen überstrahlen kann. Hat er verdient, der Cliff, aber jetzt, so finde ich, hat er sich auch mal die Rente verdient.
Auch ohne den Titel Schönster Hund war der Pfaffenwinkel mehr als nur eine Reise wert, weil er nämlich meiner rasselnden Chefin so viel Kraft und Mut gab, dass sie doch wieder das Ziel Champion anvisieren will, was sie irgendwie nicht mehr erstrebenswert fand. Vor allem die österreichische Klubsiegerschau in Amstetten vor Wochenfrist ließ sie am Sinn eines solchen Strebens zweifeln, weil ich nur mit einem „sehr gut 1“ bewertet wurde. Begründung: zu großer Kopf, zu runder Oberkopf, zu große Augen! So große Augen hab ich bei meiner Chefin noch nie gesehen! Da kommt der Schönste Rüde jetzt gerade zur rechten Zeit, sonst müsste ich vielleicht den Rest meines Lebens nur noch auf Sportplätzen zubringen, was meiner Eitelkeit wenig zuträglich wäre.
Die Prise Pep auf diesen schönen Tag setzte noch meine Tochter Ellis vom Wiegenstein, die bei den Nachwuchsmädels Landesjugendsiegerin wurde. Das bläht das Herz des stolzen Vaters gewaltig, weiß er doch nun, dass der Apfel nur eine Handbreit vom Stamm fällt (zumal sie ja auch in sportlichen Dingen ordentlich bei der Sache sein soll; ganz der Papa eben).
Nicht verschweigen will ich auch, dass mein Halbbruder Poldi von der Wolfser Höhe ein „vorzüglich“ mit nach Hause genommen hat, was zeigt, dass mein Papa mit der Verteilung seiner schönen Gene nicht knauserte.
Es war ein rundum toller Tag im Pfaffenwinkel, beste Stimmung allerseits und nicht nur bei mir, wie man sich denken kann. Meine Leute und ich würden gerne wieder hierher kommen, vor allem weil die Hohenpeißenberger noch nie Gastgeber einer Hundeausstellung sein durften und uns alle mit vielen Ohs und Ahs aufrichtig bewunderten. Ja, wem schmeichelt das nicht?
Große Freude über den Schönsten Rüden Cento
Die Heimreise ins Allgäu wurde dann auch eine Art Reise durch viele Ohs und Ahs: ein wüstes Unwetter zog übers Land, hagelbedeckte Straßen, überall umgewehte Bäume (haben die Götter etwa Einwände gegen mich als schönsten Rüden? Das kann doch nicht sein!). Mein Chauffeur und meine Chefin machten sich fette Sorgen, wie sie unsere Alte Apotheke zuhause in Bad Grönenbach vorfinden würden. Anstatt ein Loblied auf ihren unvergleichlichen Cento zu singen, machen sie sich Sorgen, ob das Dach noch auf dem Haus sitzt. Die haben doch einen Dachschaden! Ich meine, einen Cento gibt’s nur einmal und nie wieder, ein Dach ist ersetzbar. Aber ungefähr zwei Kilometer vor Bad Grönenbach war der Spuk wie von Geisterhand weggeblasen, was mich zu dem Schluss bringt, dass das Unwetter für unsere Nachbarn vom Vögele Hof bestellt war, die wieder einmal (wie oft eigentlich schon?) den Zuchtgruppenwettbewerb gewonnen und uns vom Bairischen Blues keine Chance gelassen hatten. Das muss es sein!
So weit dachten meine Chefs natürlich nicht, sie waren selig, dass die alte Buche noch immer wie ein Baum stand und das Dach keinen Schaden hatte. Und so hatten sie gleich dreifachen Grund, eine Flasche Schampus zu köpfen, einmal auf den tollen Cento, zum anderen auf die unversehrte Apotheke und zum dritten auf die neu aufkeimende Champion-Hoffnung. Es gibt viele Wege, eine rasselnde Bronchitis zu kurieren…